Wir haben eine Geisteskrise!

Ich sage jetzt etwas Schockierendes, also:

Hinsetzen, atmen, lesen, einen Moment warten, denn es ist sehr wahrscheinlich, dass Sie betroffen sind ...

Wer wie wir an cutting edge Modellen und Tools arbeitet, welche die systemische Bildungsarmut und Konditionierungsfallen vor allem im Westen als Problem integriert und gelöst, beziehungsweise einen neuen, besser funktionierenden Vorschlag hat, weiß etwas über die überwiegende Mehrheit, das sonst vor allem

Krisenberater, Krisenmanager, von Gesellschaft abgestoßene Universalgelehrte, K2++ (C2M - Komplexitätsmanagement-Modell), gute Philosophen und Menschen in anstrengenden Sozial-, Pflege- und Medizinischen Berufen wissen:

Die meisten Menschen - vor allem aus Mittelschicht und Office-Umgebungen - denken, kommunizieren, arbeiten mit Routinen, die zu so weiten Teilen nicht für die Krise taugen, dass sie zu eben diesen weiten Teilen nicht dazu in der Lage sind, funktional nachhaltige Projekte anzufassen, beziehungsweise durchzuführen und durchzuhalten. Sie wissen einfach nichts darüber und wie sie sich über Sozialspiele und Ideologisierungen in Abwärtsschrauben rhythmisieren - und kosten deshalb Organisationen und Gesellschaft viel Zeit und Energie.

Die wenigen Anderen wissen hingegen aus täglicher anstrengender Erfahrung:

Sie müssen sich den überwiegenden Teil ihrer Zeit mit Konzepten, Wunschvorstellungen, Routinen und Menschen herumschlagen, die wenig - bis oft sogar keine - Ahnung haben, wie empirisches und heuristisches Vorgehen funktioniert und die auch nicht wissen, dass sie wenig - bis oft sogar keine - Ahnung haben, wie empirisches und heuristisches Vorgehen funktioniert. Sie leiden im Gegenteil an Erfolgsbias und können darüber eine Menge Schaden anrichten. Das ist keine Anklage, sondern einfach eine Feststellung.

Es handelt sich dabei um Erfahrungen, die jeder macht, der auf einem anderen Level arbeiten und denken muss entweder, weil Mutter Natur ihm/ihr da keine andere Option gelassen hat (was etwas Gutes für das Überleben der Spezies bedeutet) oder weil er/sie an etwas arbeitet, das in solche Erfahrungen führt, solange man nicht vorher schon aufgibt.

Jeder, der da steht, hat Mobbing- und Ausgrenzungserfahrungen. Sie sind strukturell, systeminhärent. Ihre Funktion: den Status Quo erhalten. Beobachten lassen sie sich auch - und oft besonders - dort, wo Menschen denken, sie dächten besonders progressiv und menschlich. Wir leben in einer Mobbinggesellschaft, die nicht hinreichend reflektiert/weiß, dass sie eine Mobbinggesellschaft ist.

Das ist, so wie ich das bislang überschauen kann, vor allem ein Wohlstandsproblem, beziehungsweise ein Problem der Art und Weise, wie die Menschheit derzeit im großen Teil Wohlstand schafft, beziehungsweise ein Problem unserer Bildungs- und Konditionierungssysteme. Das ... muss man systemisch sehen.

Aus Perspektive jener, die etwas von Krisenmanagement wissen und die bereits die Luft der Emergenz atmen können, stecken wir mitten in einer tiefen kognitiv-sozialen Krise - und fast alle sind Teil des Problems.

Natürlich können wir das über bessere Sozialarchitekturen und systemische Bildungsprogramme anpacken, aber wie jeder weiß, der nachhaltige Krisenarbeit macht: Das wird bis auf wenige Ausnahmen abgestoßen, bis die Krise so angekommen ist, dass es existenziell wird. Was bedeutet: Die Programme werden in Marketingroutinen gerufen, was Qualitätsverluste bedeutet, da diese als Teil der Konditionierungsroutinen funktionieren.

Das ist das Angebot von Gesellschaft an solche Programme: das oder Mobbing und Ausgrenzung.

Menschen, die selbstbewusst und integriert auf Komplexitätsmanagementstufe 4 arbeiten und die Qualität halten können, entscheiden sich daher häufig dazu, ihre Sozialkontakte stark zu beschränken und nicht zuzulassen, dass ihre Arbeit korrumpiert wird. Das kann bis zur Verweigerung gehen, überhaupt mit Menschen zu sprechen, die das Niveau nicht respektieren können und die glauben, sie wüssten es besser. Das führt allerdings eher nicht dazu, dass der Rest dazulernt, denn es geht um Sozialspiele, und die können das locker integrieren und zur eigenen Leistungsabwehr zum Entschuldigungsgrund machen.

Jeder, der hoch qualitativ denkt, merkt, wie seine Leistung sinkt, sobald er/sie länger systemisch eingewickelt ist, beziehungsweise wird. Es werden immer wieder Re-Entries nötig, Überprüfungsschleifen sich daran zu erinnern, um nicht langsam aber sicher dümmer, beziehungsweise nachlässiger zu werden. Das Entsetzen, das mit dieser Erkenntnis verbunden ist, geht tief, denn es bedeutet, dass mit jedem sozialen Eingewickeltsein Verlust an Lebensenergie und Hoffnung verbunden ist und anhaltend Gefahr besteht, unterzugehen.

Deshalb wird jeder auf diesem Niveau hart daran arbeiten, Menschen zu finden, die da mithalten oder die das wenigstens respektieren können - und/oder beginnen auszubilden.

Darin liegen Chancen:

Wirklichkeitsemulation kommt mit Technologien, die uns zusammen bringen können. Gerade die emergente Ära, in die wir eingetreten sind - und in der so klar wird, dass die Meisten nicht wissen, worum es geht - liefert die Chancen, die großen Krisen zu bewältigen. Das ändert aber nichts daran, dass die wenigen Entschlossenen, wie Margaret Mead sie genannt hat, ordentlich zu tun haben, beziehungsweise kontinuierlich aufräumen und aufpassen müssen, dass ihre Arbeit nicht korrumpiert wird.

Doch dadurch, dass wir heute über räumliche Grenzen hinweg leichter zusammen finden können, bilden wir Kommunikationsmacht, die langsam aber stetig auch dazu führt, dass mehr Menschen erkennen, dass sie anspruchsvolle Theorien, Modelle, Konzepte und Tools im Hintergrund benötigen, um überhaupt gute Arbeit und Kommunikationsleistung erbringen zu können. Der Krisendruck macht wahrscheinlicher, dass Gesellschaft es schaffen kann, den Qualitätssprung zu machen.

Wer systemische Beispiele für die Herausforderungen benötigt: Einmal einen Blick in NewWork-Systeme werfen, sollte eigentlich reichen.

Dort, wie so gut wie überall sonst auch, wo Menschen Zeit und Geld übrig haben, nicht empirisch und heuristisch vorgehen zu müssen (sic!), dominieren sehr schnell nicht Ziele, sondern Sozialspiele und Ideologisierungen.

Jeder Kunde mit einem anspruchsvollen Projekt weiß: Das größte Problem ist nicht Geld, sondern gute Leute zu finden. Es kann Jahre dauern, bis man ein Team zusammen hat, das weiß, wie es seine Konditionierungsmechanismen so reflektiert, dass sie das Projekt nicht mehr stören. Und ich meine Jahre! Da kann natürlich erst einmal keiner was für, aber spätestens dann, wenn das als Problem erkannt wurde, beginnt auch die Verantwortung, es zu bearbeiten.

Oben drauf kommt ganz besonders in Deutschland egalitäres Denken, das bei jedem kognitiven Unterschied hoch empfindlich reagiert - was geistige Qualität nicht gerade leichter zu erwerben macht, denn sie kann nur mit psychischem Anspruch kommen, also mit dem Anspruch diese Leistung reflektiert zu zeigen. Natürlich hat dieses Denken eine Geschichte, nämlich den Nationalsozialismus. Das macht es verständlicher, aber nicht besser.

Ein Beispiel, das die systemischen Hintergründe beleuchtet und das uns klar machen kann, dass wir bei so gut wie jedem Gespräch, das wir führen, mit "dem System" sprechen: die Lebensmittelindustrie.

Durch den Druck, den die großen Monopolisierer auf die Märkte ausüben, sind die Gewinnmargen so gering geworden, dass dieser Druck nun bei ihnen wieder ankommt: Sie werden zu ihrem eigenen Problem, und sie geben das an jeden weiter, der mit ihnen zu tun hat - auch ihre Kunden. Warum? Weil Wirtschaft Subsystem von Gesellschaft und damit Funktionssystem von Kommunikation ist. Wir reden hier über Reorganisation von Unbestimmten durch gesellschaftliche Kommunikationsentwicklung.

So verdienen Supermärkte an Lebensmitteln mittlerweile so wenig, dass sie angewiesen darauf sind, weitere Konsumgüter wie Kleidung oder Elektrogeräte mit aufzunehmen und damit wiederum den Druck auf andere und von dort aus wieder auf sich selbst weiter zu erhöhen. So tragen sie zum Qualitätsverlust mit bei, wie jeder weiß oder wissen könnte, der einmal bei REWE ein Kleidungsstück gekauft hat ...

Dieser materielle Qualitätsverlust in unseren Konsumgütern ist Resultat und weitere Bedingung kognitiven und kommunikativen Qualitätsverlustes: Er verursacht diesen kontinuierlich weiter - und umgekehrt.

Die Berater- und Coachingmärkte demonstrieren diesen Qualitätsverlust auf Linkedin deutlich, wo überwiegende Teile der Kommunikation und Angebote auf einem Qualitätslevel liegen, von dem wir ehrlich sagen müssten: Das gehört weg! Das schadet uns Allen! Sie finden aber noch Märkte, dünnen diese weiter aus und schaffen mittelmäßige bis wirklich schlechte Themen und kommunikative Rahmenbedingungen, die denselben Regeln folgen wie die Massentextilindustrie.

Es ist naiv zu glauben, eine Gesellschaft, die Kleidung fertig bringt, wie sie bei KiK & Co. verkauft wird, hätte nicht dasselbe Problem auf geistiger und kommunikativer Ebene! ... und ich bin noch gar nicht bei SheIn angekommen ...

Wir können festhalten: Wir haben nicht nur Klima-, Ressourcen- und materielle Krisen, wir haben auch gewaltige Geistes- und Kommunikationskrisen.

Es reicht nicht, über materielle Nachhaltigkeit nachzudenken!

Jede Organisation, die langfristig handeln will, muss hier und jetzt damit beginnen, ihre Mitarbeiter, ihre Manager und ihr Leadership ganz neu auszubilden. Das kann man einfach nicht Zufall oder Markt überlassen oder glauben, das kriegt man allein dadurch hin, dass man es menschlicher macht. Jeder, der dazu beitragen will, die Bildungssysteme zu revolutionieren, muss unbedingt mit jenen sprechen, die etwas über inhaltliche und nicht nur über soziale Qualität wissen. Ein Blick in unsere Wirtschaft muss uns doch klar machen, dass wir ein Qualitätsproblem haben und zwar auch eben ein inhaltliches und materielles!

Und jede Gesellschaft muss sich jetzt grundlegenden Fragen nach ihren Sozialarchitekturen stellen, um Bedingungen zu schaffen, die es jedem Individuum ermöglichen, seine angeborene Intelligenz, seine angeborenen Komplexitätsmanagementfähigkeiten und seine angeborene Kreativität auszuloten und zu trainieren. Warum? Weil wir auf jeden angewiesen sind und weil Evolution genau das in uns angelegt hat. Es gilt, wie Evolution zu denken: Selektion, Variation, Rekonstitution.

Zum Abschluss ein Tipp:

Suchen Sie jetzt nicht nach den sympathischsten Menschen und Konzepten, sondern nach den klügsten. Suchen Sie nach den Denkern und Systemanalysten, die auf höchstem Niveau arbeiten - die Art von Niveau, bei denen Ihre Denkmurmel zu qualmen beginnt. Suchen Sie die Leute, die das Offensichtliche sagen können, denn es ist das Offensichtliche, das heute kaum noch jemand kann - und das meist gemobbt wird.